Was heißt hier Respekt?

Gleich mal zwei wich­ti­ge Punk­te vor­weg

Was ist Respekt und was nicht?

Was ist Respekt und was nicht?

Respekt­voll zu sein, bedeu­tet nicht zu allem “Ja” zu sagen, Kon­flik­ten aus dem Weg zu gehen oder der Har­mo­nie­sucht zu ver­fal­len. Respekt ist nicht gleich­zu­set­zen mit Angst, Gehor­sam und Unter­ord­nung, ganz im Gegen­teil. Es geht dar­um auch “Nein” zu sagen, Kri­tik zu äußern, Feed­back zu geben und mit Dis­kus­sio­nen sowie Wider­stän­den umzu­ge­hen.

Respekt ist eine Hal­tung, die es uns ermög­licht den ande­ren “zu sehen”.

Respekt scheint von innen nach außen und ist rezi­prok, das heißt, wir erfah­ren Respekt, wenn wir ihn geben.

Oft sagt ein Feed­back mehr über den, der es gibt, als über den, der es bekommt

- Peter Becker -

Womit und wie fan­ge ich an?

Womit und wie fan­ge ich an?

Wir alle machen Feh­ler und bege­hen hin und wie­der Respekt­lo­sig­kei­ten. Nie­mand ist per­fekt und wir kön­nen dies nicht kom­plett ver­mei­den. Den­noch kön­nen wir bei uns anfan­gen und unser Bewusst­sein für den respekt­vol­len Umgang sowie Respekt­lo­sig­kei­ten schär­fen, um damit bes­ser umge­hen zu kön­nen. Hier­bei gilt:

In dir muss bren­nen, was du in ande­ren ent­zün­den willst

- Augus­ti­nus Aure­li­us -

Mit­ar­bei­ter die sich respek­tiert füh­len, iden­ti­fi­zie­ren sich auch nach­weis­lich stär­ker mit ihrem Unter­neh­men, der eige­nen Tätig­keit und dem Arbeits­um­feld. Auf der ande­ren Sei­te ist feh­len­de Wert­schät­zung unter ande­rem einer der häu­figs­ten Grün­de, war­um Mit­ar­bei­ter ein Unter­neh­men ver­las­sen. Das gilt übri­gens auch für die bes­ten Mit­ar­bei­ter.

Ein von Respekt gepräg­tes Arbeits­kli­ma redu­ziert Span­nun­gen und stei­gert dadurch die Arbeits­leis­tung und den Fokus. Fokus und Moti­va­ti­on gehen Hand in Hand. Wer das nicht glaubt, soll­te aus­pro­bie­ren unfo­kus­siert moti­viert oder fokus­siert unmo­ti­viert zu arbei­ten. 

Durch einevon Respekt gepräg­tes Arbeits­um­feld kommt es zu weni­ger Rei­bungs­punk­ten und damit zu weni­ger Dis­si­pa­ti­on von Ener­gie. Mit­ar­bei­tern steht damit mehr Ener­gie zu Ver­fü­gung. Zusam­men mit einer gestei­ger­ten Mit­ar­bei­ter­mo­ti­va­ti­on ergibt sich damit eine ver­bes­ser­te Arbeits­leis­tung, Effi­zi­enz und Bereit­schaft Leis­tung zu erbrin­gen.


Nach­weis­lich ist feh­len­der Respekt ein ernst zu neh­men­der Grund für krank­heits­be­ding­ten Aus­fall. Damit kos­tet fehlen­der Respekt Fir­men nicht nur Beträ­ge in Mil­lio­nen Höhe, son­dern macht auch krank.

Unter­neh­men, die Respekt als Wert in Ihrem Fir­men­leit­bild inte­griert haben sind attrak­ti­ve Arbeit­ge­ber. Selbst­ver­ständ­lich muss damit auch Respekt im Unter­neh­men inte­griert und kul­ti­viert wer­den, damit es nicht nur beim Image bleibt, son­dern auch Inhalt wird.

Immer mehr Unter­neh­men und Insti­tu­te inte­grie­ren Respekt in ihre Wer­te und zei­gen damit Ver­ständ­nis für den hohen Stel­len­wert eines respekt­vol­len Ver­hal­tens. Aus gutem Grund, denn ein respekt­vol­les Umfeld för­dert nicht nur die Leis­tungs­fä­hig­keit der Mit­ar­bei­ter und des Unter­neh­mens, die Mit­ar­bei­ter­bin­dung und die Attrak­ti­vi­tät des Arbeit­ge­bers. Es stärkt nach­weis­lich die Gesund­heit von Arbeit­neh­mer und Arbeit­ge­ber glei­cher­ma­ßen.

Damit der respekt­vol­le Umgang im Gespräch zur Gel­tung kommt, müs­sen wir uns mit der Kom­mu­ni­ka­ti­on beschäf­ti­gen. Dabei las­sen wir zunächst non­ver­ba­le Kom­mu­ni­ka­ti­on außen vor. Für eine respekt­vol­le Gesprächs­füh­rung gilt es eini­ge Fall­stri­cke zu ver­mei­den. Wie wir argu­men­tie­ren, dis­ku­tie­ren, Feed­back geben, loben, kri­ti­sie­ren, “Nein sagen” oder uns auch mal ent­schul­di­gen, ist ent­schei­den für den Aus­gang eines Gesprächs.

Resi­li­enz und Wider­stands­kraft sind wah­re Super­kräf­te. Sie glei­chen unse­rem Immun­sys­tem, das uns vor Scha­den bewahrt. Die­ser Ver­gleich ist gar nicht so weit her­ge­holt. Mit Resi­li­enz und Wider­stands­kraft sen­ken wir unsern Cor­ti­sol­spie­gel und stär­ken unser Immun­sys­tem.  Gleich­zei­tig ermög­li­chen sie uns ruhi­ger in Gesprä­chen zu blei­ben und ohne Anstren­gung respekt­voll zu blei­ben.

Wert­schat­zung und Ver­trau­en begin­nen selbst­ver­ständ­lich nicht erst bei ande­ren. Wir kön­nen bei­des in Form von Selbst­wert und Selbst­ver­trau­en auch sehr gut auf uns bezie­hen. Wenn wir uns um respekt­vol­ler Kom­mu­ni­ka­ti­on bemü­hen, müs­sen wir bei uns selbst anfan­gen. 

Wie bereits erwähnt macht Respekt kei­nen Unter­schied zwi­schen Geschlech­tern, sozia­lem Sta­tus oder Alter. Das bedeu­tet, dass wir auch in jun­gen Jah­ren Respekt erfah­ren wol­len. Ein ganz beson­de­rer Punkt liegt dabei auf Empa­thie, Acht­sam­keit und Wert­schät­zung. 

Immer wie­der erle­be ich Situa­tio­nen in denen ich mir den­ke “Jetzt eskaliert’s”, oder “Das geht in die fal­sche Rich­tung” obwohl augen­schein­lich nie­mand laut wird und alles sich nor­mal  anfühlt. Oft dau­ert es kei­ne Minu­te, bis tat­säch­lich die Stim­mung kippt oder sich ein Gespräch im Sand ver­läuft. 

Wenn die Stim­mung kippt,  kom­men oft die klei­nen Respekt­lo­sig­kei­ten, getarnt im Anzug der Gewohn­heit, um die Ecke. Ganz beliebt sind dann Wor­te wie “immer” oder “nie”, sowie Euphe­mis­men, Dys­phe­mis­men oder das belieb­te “War­um” kom­bi­niert mit einem Bezug auf die Ver­gan­gen­heit. Selbst­ver­ständ­lich endet die Lis­te an Mög­lich­kei­ten hier noch nicht.

Äuße­rung von Kri­tik in einem Gespräch

Wahr­neh­mung

Wir neh­men alles auf, was unser Gegen­über sagt und macht. Dazu zäh­len die Hal­tung, die Beto­nung, die Wort­wahl sowie das vor­her Gesag­te. Wir neh­men Infor­ma­tio­nen mit allen Sin­nen auf.

Bewertung/Interpretation

Basie­rend auf unse­ren Erwar­tun­gen Erfah­run­gen, Wer­ten und Vor­stel­lun­gen sind wir schnell dabei zu bewer­ten und zu inter­pre­tie­ren. Ent­spre­chend unse­rer Bewer­tung und Inter­pre­ta­ti­on kom­men an die­ser Stel­le Emo­tio­nen auf. Hier müs­sen wir uns klar machen “Emo­tio­nen hän­gen davon ab, wie wir die Situa­ti­on bewer­ten, und nicht wie sie tat­säch­lich ist.” Oder anders for­mu­liert “Es ist nicht die Situa­ti­on, die uns auf­regt, son­dern was wir dar­über den­ken”

Kri­tik

Bewer­ten wir das Gesag­te nur nega­tiv, kom­men wir häu­fig mit Kri­tik ver­packt in Form von Schuld­zu­wei­sun­gen um die Ecke. Dadurch suchen wir aller­dings nach Schuld beim ande­ren in der Ver­gan­gen­heit, statt nach Lösun­gen in der Zukunft.

Hier pas­siert oft, was sich kei­ner wünscht. In einer Spi­ra­le aus klei­nen Respekt­lo­sig­kei­ten, indi­vi­du­el­len Bewer­tun­gen und nega­ti­ven Emo­tio­nen dre­hen wir Run­de um Run­de in der Eska­la­ti­ons­spi­ra­le und ent­fer­nen uns immer wei­ter von einer Lösung. 

Das muss aller­dings nicht sein. Durch respekt­vol­le Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­mei­den wir ein ange­spann­tes Kli­ma, das unse­re Pro­duk­ti­vi­tät hemmt, unse­re Moti­va­ti­on zu Han­deln raubt und unse­rer Gesund­heit scha­det. Statt­des­sen kön­nen wir den respekt­vol­len Umgang mit­ein­an­der för­dern. Ein sta­bi­les Fun­da­ment dafür lässt sich mit dem Kreis-Modell auf­bau­en.

Kreis­mo­dell nach René Bor­bo­nus

1. Wahr­neh­mung

“Was wir wahr­neh­men, neh­men wir oft für wahr”. Unse­re Wahr­neh­mung kann uns oft auch täu­schen, wodurch wir Situa­tio­nen, Aus­sa­gen und Hand­lun­gen anders beur­tei­len. 

Ent­spre­chend reagie­ren wir, sowohl im Guten als auch im Schlech­ten.

2. Vor­be­rei­tung

“Und wie, bit­te, soll ich mich wohl ver­ständ­lich machen, wenn ich schwei­ge? – Du meinst, du bist ver­ständ­li­cher, wenn du redest?” Unbe­kannt

Ver­ständ­nis folgt aus Klar­heit. Und für Klar­heit benö­tigt es Vor­be­rei­tung.

3. Wer­te

Wer­te hat jeder und jedes Fir­men­leit­bild hebt die eige­nen Wer­te her­vor. Ob wir sie leben, hängt von uns ab. Und ob wir damit maß­voll umge­hen ent­schei­det, ob die Tugen­den hin­ter die­sen Wer­ten Tugend blei­ben oder zur Untu­gend wer­den.

4. Selbst­re­fle­xi­on

“Was Paul über Peter sagt, sagt mehr über Paul als über Peter” Baruch de Spi­no­za

Manch­mal erken­nen wir uns selbst in den Reak­tio­nen ande­rer. Sie hal­ten uns einen Spie­gel vor das Gesicht. Manch­mal ist es dann Zeit zu reflek­tie­ren.

5. Prä­senz

Zeit ist das Kost­bars­te was wir haben. Und nichts drückt in einem Gespräch so viel Wert­schät­zung für das Gegen­über aus als unge­teil­te Prä­senz.

6. Emo­tio­na­le Dick­häu­tig­keit

Kämp­fen, Flüch­ten oder tot stel­len? Wenn es mal stres­sig wird, sind das unse­re Urinstink­te. Wer aller­dings mehr als die­se 3 Mög­lich­kei­ten haben möch­te, braucht eine gewis­se emo­tio­na­le Dick­häu­tig­keit.

7. Struk­tur

Struk­tur gibt unse­ren Argu­men­ten, unse­re Rede und unse­ren Gedan­ken Ord­nung. Sie ver­mei­det Reak­tanz und damit Wider­stän­de.  

8. Wider­stän­de ver­mei­den

Was auf der ratio­na­len Ebe­ne mög­lich ist, wird auf der emo­tio­na­len Ebe­ne ent­schie­den. Bau­en sich dort schon instink­tiv Wider­stän­de auf, geht das Gegen­über emo­tio­nal auf Abstand. Des­halb müs­sen wir uns dar­um bemü­hen Wider­stän­de und Reak­tanz zu ver­mei­den.